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Kapitel XI
Rollende Köpfe
>Du hast den Kampf verloren, aber nicht die Schlacht!<
>Nur was ist, wenn dieser Kampf die Schlacht war?<
Selbstverfasst

Stille. Einzig und allein Stille. Alles was
sie vernahm war das tiefe Schweigen, das sich unter allen Anwesenden ausgebreitet, sie erfasst und übernommen, hatte. War sie wach? Oder war das vielleicht doch nur ein einfacher Traum, in dem sie
ziellos wandelte? Bestand jedoch die Möglichkeit, dass dies die Realität war? Dass sie zu Hause in ihrem Bett lag? Nein, das war kein Bett. Und das war auch nicht zu Hause. Es war… eine Höhle? Eine
Hütte? Ein Haus? Doch, es war definitiv eine Höhle, in der sie sich befand.
Sie lag, mit dem Rücken an einer steinernen Wand angelehnt, auf dem eiskalten Boden und blickte sich um. Es war nicht die Tropfsteinhöhle, in der sie gestern aufgewacht war. Oder vorgestern? Noch
früher? Mal wieder hatte das Mädchen jegliches Zeitgefühl verloren, sie konnte nicht mehr auf ihre, wie man sie unter ihrer Art nannte, innere Uhr vertrauen. Ob es diesen Ausdruck auch hier gab,
wusste sie nicht. Und es war ihr auch ziemlich egal, wenn sie ehrlich zu sich war. Was interessierte es sie, was es in dieser Welt für Bräuche und Wörter gab? Völlig unwichtig.
Sie saß also in einer Höhle. Wo war diese Höhle? Wahrscheinlich, nein, ganz bestimmt, war sie noch in Fuykai. Waren Lunea und Xeria hier? Die Zwei waren zwar seltsame Gesellen – und das nicht nur vom
Aussehen – aber trotzdem waren sie immer nett zu ihr gewesen. Ob sie ihr wieder helfen würden?
Schall. Der Ton ging von Schritten aus. Ein langer, pechschwarzer Schatten wurde von ihr aus rechts in die Höhle geworfen. Wer kam dort? War es Lunea? Der Schatten zeigte eine Art Mensch, Xeria war
es also nicht. Die Ariska könnte es schon eher sein.
Freude kam in ihr auf. Lunea war immer freundlich und hilfsbereit und in der letzten Zeit, wenn man die paar Tage in denen verrückte Dinge geschahen so nennen konnte, waren sie gute Freunde geworden.
Ein aufgeregtes Herzklopfen legte sich über ihren Körper und ihre Hände begannen zu zittern. Zu Zittern… Vor Freude etwa? War es möglich, dass Hände war Freude zitterten? Wohl eher vor Angst. Hatte
sie also Angst vor Lunea? Nachdenklich runzelte sie die Stirn, doch nun war es zu spät. Der Schatten war nun vollends in ihrem Teil der Höhle und im vermeidbaren Eingang stand sie. Groß, blauhäutig.
Ihre pupillenlosen Augen überraschten sie immer wieder. Sie kam auf sie zu, emotions- und wortlos, wie sie das Mädchen noch nie gesehen hatte. War etwas passiert?
„Sind unsere Unternehmungen erfolgreich gewesen? Haben wir unser Ziel erreicht?“
„N… Nein“, gestand eine eingeschüchterte Stimme. Sie war schwach, klang verletzt und anfällig auf alles und jeden. Die pure Angst lag in ihr, ein ständiger Begleiter.
„Warum erfüllst du deine Aufgabe nicht?“, fragte nun die zweite Stimme, deutlich energischer und fordernder als zuvor. Offenbar gefiel es dem Wesen, oder was auch immer sich dahinter verbarg, gar
nicht. Es war wütend.
Als Antwort bekam es Stille.
„Ich rede mit dir!“, zischte die dominante Stimme erneut, fuhr das ängstliche Wesen an und breitet Furcht in ihm aus.
„Es tut mir Leid. Es war meine Schuld. Wir hätten es tun sollen, als sie die Gelegenheit dazu ergab, aber wir haben versagt, einzig und allein weil ich abwarten wollte.“
Stille. Schon wieder.
„Abwarten?“, fauchte die Stimme, „Ich glaube es nicht!“
Wieder bekam es als Antwort Schweigsamkeit und Furcht. Mit keinem anderen Mittel, außer diesem, wusste sich das Geschöpf, was auch immer es war, zu helfen.
„Geh und erfülle deinen Auftrag!“, bellte das Wesen und verschwand. Einfach so, ohne zu laufen, ohne zu fliegen, ohne zu schweben. Es war einfach weg.
„Komm mit Yume, schnell. Wir haben wichtige Dinge zu klären. Auf dem Weg werde ich dir erzählen, was gestern passiert ist.“
Aha, also doch Ohnmacht. Sie nickte und schüttelte daraufhin den Kopf. Wenn das so weiterginge bräuchte sie bald ihren persönlichen Retter, der nur für sie da war. Ein durchaus lustiger Gedanke, aber
wie sie Luneas Gesichtsausdruck entnahm, der Situation völlig unpassend. Schnell verwarf sie ihn und folgte der bläuhäutigen Ariska zum Ausgang.
Das erste was sie spürte war Schnee. Kalter, weißer, eisiger und scharfer Schnee. Wie kleine Pfeile schossen ihr die Flocken entgegen und spießten ihr Gesicht auf. Ihr langes, fast weißes Haar, wog
anmutig in der leichten Brise, die über die Landschaft zog. Vor der Höhle, die auf einem etwas höher gelegenen Plateau, erstreckte sich eine ewige weiße Winterlandschaft. Es war wie in einem Märchen,
oder einem Trickfilm, Yume kam sich vor, als würde sie ein Buch lesen, oder im Kino sitzen. Es war unglaublich. Aber wahr. Hier und da mal ein Baum, bedeckt von Schnee, doch ansonsten war so weit das
Auge reichte kein Unterschied auf der Fläche zu erkennen. Weißer Schnee, auf einer nun nicht mehr sichtbaren, aber überallgleich hohen, Fläche. Am Horizont der eisblaue Himmel, der diesen malerischen
Anblick auf einer wundervollen Weise beendete. Das Kunstwerk war vollbracht.
„Weißt du wo wir sind, Yume?“, fragte Lunea und blickte das Mädchen an, nun aber eher freundlich und gelassen, nicht wir noch ein paar Minuten zuvor. Nachdem sie ihr die Zeit gelassen hatte, die
Landschaft einen Moment zu genießen, sah sie die Blauäugige nun erwartungsvoll an und wartete gespannt auf ihre Antwort.
Was sie jedoch antworten sollte, wusste sie gar nicht so recht. Wo war sie hier?
„Fuykai?“, antwortete sie. Es war mehr eine Frage, als eine Antwort.
„Richtig, aber kannst du es genauer einordnen?“
„Nein, ich war hier noch nie“, sagte Yume und musste direkt darauf kichern, als sie verstand wie dumm ihre Aussage doch klang, wenn man sie hörte. Manchmal übertraf sie sich mit diesen Dingen
selbst.
Lunea lachte kurz, bevor sie ernst weiterredete: „Was weißt du über das Sekai Geto?“
Verwirrt blickte sie drein. Das was? Diesen Namen – war es überhaupt ein Name? – hatte sie noch nie gehört. Er war ihr gänzlich unbekannt, auch die Wörter an sich waren ihr vollkommen fremd. Warum
wollte Lunea das von ihr? Sie müsste doch wissen, dass das Mädchen keinen blassen Schimmer von dieser Welt hatte. Oder?
„Gut so. Das Sekai Geto ist das größte Gebirge Fuykais. Es liegt auf der kleinen Insel Kigen. Sie liegt weit im Norden und ist vollkommen von anderen Kontinenten abgetrennt. Derzeit“, hier machte sie
eine kurze Pause, als müsste sie sich überwinden weiterzureden, „haben wir hier unser Lager aufgeschlagen. Hier verstecken wir uns vor ihnen.“
Ihnen? Wer war damit gemeint? Etwa die Vampire? Die Wesen wie Caída? Warum mussten sie sich vor diesen verstecken? Herrschte hier Krieg? So viele Fragen kamen in ihr auf, regten sich wie Wale im
Meer, warteten auf eine Gelegenheit darauf, an die Oberfläche zu schwimmen und zu signalisieren, dass sie noch da waren. Dass sie noch geklärt werden wollten. Dass sie noch keine Antwort hatten.
Bevor sie jedoch auch nur einen ihrer Wale besänftigen konnte, geschahen wieder zu viele Dinge in zu kurzer Zeit.
Eine etwas größere Gruppe von Ariska, der Art der Lunea angehörte, rannte panisch auf die Beiden zu. Sie kamen von der ewigen, schneeweißen Landschaft, die sich vor ihnen zeigte. Richtig erkennen
konnte Yume ihre Kleidung nicht, doch vieles wies auf eine Kriegsrüstung hin. Also doch ein Krieg? Warum? Wer? Wo?
„Lunea, ihr müsst hier weg. Schnell!“, brüllt einer der Ariska regelrecht in ihre Richtung. Wer es war erkannte sie nicht, sie allen Trugen Helme in Form eines Hundekopfes, welche auch ihre Münder
verdeckten. So war es unmöglich zu erkennen, wer etwas sagte und wer nicht. Fragend, zugleich jedoch mit einem Hauch von Panik und Furcht, sah Yume ihre Begleiterin an, doch diese schien auf die
Worte ihrer Rasse zu vertrauen. Ein zuversichtliches Kopfnicken machte die Sache klar. Sie würden den Befehlen der Ariska folgen.
„Was ist los, Wryu?“, fragte Lunea hastig.
„Sie wollen den Yama Ni erobern. Wenn sie diesen haben sind wir verloren. Ohne ihn sind wir schutzlos!“, rief er panisch; durch die engen Schlitze konnte Yume die pure Furcht in seinen Augen
erkennen. Sie nagelte sich an diesen fest und ließ nie wieder los, sie wollte ihn auffressen und vernichten, als wäre er nur ein Lamm auf dem Weg zur Schlachtbank.
Lunea nickte nur und nahm soeben Yume an der Hand. Sie lief sofort los, an der Höhle vorbei in Richtung eines steilen Passes, rechts von ihnen. Wo würde er hinführen? In Sicherheit? Weg von ihnen? Es
war ein steiniger Weg, doch davon war kaum zu spüren, da er gänzlich von den weißen Kristallen des Himmels bedeckt war und ihn so in einen wunderbar, hellen Ton färbte. Sie rannten und rannten und
Yume konnte nichts tun, als Luneas Hand zu halten und ihr zu folgen. Wohin war ihr nicht bewusst.
„Xeria!“, schallte es über die Landschaft, Freude lag in der Stimme, tief begraben unter Angst und Panik, „Wie sieht es aus?“
„Sie sind durch die ersten paar Reihen durchgedrungen, bald haben wir keine Männer mehr. Wir müssen zurück, dieser Kampf ist entscheidend!“, keuchte der Werwolf atemlos und sackte damit in sich
zusammen. Vollkommen ausgelaugt lag er in der schneeweißen Pracht und hechelte nach Luft. Ein wahrlich unschöner Anblick.
„Unsere Aufgabe ist es sie zu beschützen… Aber Lunea scheint diese recht gut zu übernehmen.“ Wryu, der Krieger mit dem sie eben noch geredet hatten, wirkte nachdenklich, als müsste er eine schwere
Entscheidung treffen. Wahrscheinlich schien es nicht nur so, sondern war so. „Also gut. Wir gehen zurück und helfen in der Schlacht. Du hast Recht Xeria, dieser Kampf wird von großer Bedeutung
sein!“
Ohne weitere Bemerkungen seiner Krieger, geschweige denn des Werwolfes, abzuwarten, drehte er sich um, mit dem Blick weg von der Höhle, und pfiff laut in seine Hände. Es dauerte einen Moment, bis von
weither ein Galopp zu hören war. Erst leise, aber gänzlich lauter werden, bis man nicht weit entfernt ein stattliches, braunes Pferd mit silberner Rüstung und ledernen Zaumzeug erkennen konnte. Es
shcien wohl Wryu zu gehören. Er hatte es mit seinem Pfeifen gerufen, nun war er für die Schlacht bereit.
Auf dem Rücken das Ariska lagen zwei lange, metallene Todesmaschinen, auch bezeichnet als Schwert. Überkreuzt ruhten sie auf seinen Schultern, darauf wartend gezogen und verwendet zu werden. Sie
lechzten nach Blut und schon bald würden sie ihren Wunsch erfüllt bekommen. Mit goldenen Griffen versehen waren sie die perfekten Klingen für den Kampf und eines Kriegers wie Wryu sicherlich
angemessen. Er schien der Anführer der Gruppe zu sein. Auf seinem Hundehelm waren keine blauen, wie bei allen anderen Kriegern, sondern rote Augen. Das Zeichen des Leiteres.
Der Hengst wies ein hohes Tempo auf, als er die Ebene herunter ritt, auf der Suche nach Feinden. Sie schienen noch nicht in das tiefere Gebiet vorgedrungen zu sein, das war eine recht gute Nachricht,
da es hieß, dass der Fluss Yama Ni noch nicht erobert wurde. Es bestand noch Hoffnung das flüssige Lebenselixier zu erhalten, es bestand noch eine Chance. Und die würden sie nutzen!
Er zückte sein Schwert, als er Schlachtrufe und Klingen von weit her hörte. Mit jedem Schritt kamen sie dem Geschehen näher. Den Galopp seines Pferdes hatte er bereits gezügelt, es lief nun nicht
schneller als seine Krieger zu Fuß. Von allen Seiten umgaben sie ihren Anführer, nur links neben ihm war eine Lücke. Dort lief ein Wolf, er trug eine Art Kapuze und um den Hals eine kleine, silberne
Kette, in die ein rubinroter Stein eingearbeitet war.
Die Geräusche wurden lauter, das Aufeinanderprallen von Schwertern, die Todesschreie der Gefallenen und die Siegesrufe der Kämpfenden, all das drang zu ihnen hervor. Die Schlacht war noch nicht
vorbei. Wryu ritt die Ebene vor der er stand hinauf und als er auf ihrem höchsten Punkt stand offenbarte ihm sich der Fluss und der Kampf. Etwa zehn seiner Art waren, größtenteils mit dem Rücken zum
Yama Ni, in den Kampf verwickelt gegen eine deutliche Überzahl von Schattenkriegern. Niemand wusste woher sie stammten, sie waren eines Nachts einfach aufgetaucht. Sie waren nicht fest, sie hatten
keine Körper, dennoch waren sie verwundbar. Sie besaßen einige besondere Fähigkeiten die von Wesen zu Wesen unterschiedlich waren, aber dennoch erwiesen sie sich jedes Mal als unglaublich starke
Gegner.
Mit einem lauten Schlachtruf ritt Wryu die Ebene hinab und schnellte mit voller Kraft in den Kampf hinein. Er zog sein rechtes Schwert und köpfte im Vorbeiritt soeben einen Schattenkrieger, der in
den Kampf mit einem seiner Krieger verwickelt war. Kraftlos sackte die Leiche in sich zusammen; sämtliches Leben war ihr entzogen. Für einen Moment schien die Welt und ihre Zeit anzuhalten, der
Anführer betrachtete seinen toten Gegner und spürte ein glückliches Gefühl. Doch dieser Moment ging vorbei und direkt darauf wurde er in einen weiteren Kampf, dieses Mal gegen zwei Schatten
verwickelt. Von beiden Seiten seines Pferdes versuchten sie ihn mit ihren langen Lanzen zu erstechen, bisher noch erfolglos. Wutentbrannt drehte sich Wryu in einer flüssigen Bewegung zum linken
Schattenkrieger rum und rammte ihm sogleich kompromisslos sein Schwert in den Bauch. Auch dieses Wesen sackte in sich zusammen und starb einen würdevollen aber grausamen Tod. Er drehte sich nun auf
die rechte Seite und besah sich sofort seines Todes. Die Lanze seines Gegners raste mitten auf sein Herz zu; er war fest davon überzeugt nun seine letzten Atemzüge zu tun. Er dachte an seine Frau und
an seine Kinder. Er dachte an sein Leben, an die Vergangenheit. Doch all das verschwand augenblicklich, als die vermeidlichen Augen des Schattenkriegers ihr Licht verloren und durch seinen Körper ein
bronzenes Schwert ragte, mitten durch sein Herz.
Ein kurzes Nicken zu seinem Mitstreiter und sofort ging es weiter.
Die Schattenkrieger griffen die zwei Stützpunkte, westlich und östlich des Yama Ni gelegen an, sie wollten also zuerst die Kontrolle über die Türme an sich reißen. Natürlich wollten sie das, das war
taktisch am klügsten. Wryu sah sich verstohlen um und ritt, als er keine feindlichen Lebensformen in seiner Nähe erspähen konnte, direkt auf den ersten Wachturm zu. Auf ihm, zwei seiner Art, die ihn
mit ihrem Leben verteidigten. Zu ihren Füßen, und noch weiter unten, warteten einige Schattenkrieger, die die Ariska mit ihren Lanzen und Schwertern bedrohten. Es waren etwa fünf, zu viel um sie mit
einem überraschenden Streich zu erledigen. Oder vielleicht auch nicht?
Wryu warf den zwei Ariska auf dem Turm einen vielsagenden Blick zu. Mit seinem Schwert deutete er dabei auf die Feinde unter ihnen. Die Wachmänner erwiderten den Blick, nickten und schienen den Plan
verstanden zu haben. Flüchtig konnte der Anführer der Gruppe aus den Augenwinkeln ausmachen, wie die zwei Wachmänner ihre Bögen hervor nahmen. Wenn er losreiten würde, würden sie schießen. So konnten
sie zusammen alle fünf Feinde gleichzeitig erledigen.
Als die Schattenkrieger die Bögen sahen, traten sie instinktiv ein paar Schritte zurück. „Perfekt“, dachte Wryu sich. Ohne weiter zu warten zog er sein zweites Schwert – dabei hoffte er inständig,
dass sein Pferd auf ihn hören würde, auch wenn er es nicht zügeln würde – und der Hengst sprintet unter vollstem Einsatz auf den Wachturm und seine Feinde zu.
Erneut köpfte er im vorbeirennen zwei seiner Gegner, während der Pfeilregen von oben, der genau im richtigen Moment eingesetzt hatte, zwei weitere Feinde umgebracht hatte. Übrig blieb nur noch ein
letzter ihrer Art, bewaffnet mit einem langen, schwarz-grauen Schwert in der rechten Hand. Er hatte einen überraschten, teils auch entsetzten, Blick aufgelegt und starrte Wryu nun voller Hass
an.
Dieser aber zögerte nicht, er hob eines seiner Schwerter und zielte genau auf die Seite seines Gegners. Dieser jedoch war geschickter als er aussah, und so konnte er dem Angriff mit einem geschickten
Schwung blockieren um im selbigen Moment, mit einem flüssigen Übergang, eine eigene Attacke starten. Er rammte sein Schwert in Richtung des Halses des Ariska. Nur mit Mühe und Not konnte der Anführer
diesen Schlag parieren. Die Klingen der beiden Kämpfenden trafen ein weiteres Mal aufeinander; in diesem Moment war es nicht mehr als ein bloßes Kräftemessen. Schwert an Schwert verweilten die beiden
Krieger ein paar Sekunden, bis Wryu geistesgegenwärtig sein zweites Schwert hob und es seinem Gegner mitten ins Herz stieß. Dieser fiel kraftlos in sich zusammen und ging zu Boden, folgte seiner
Artgenossen in einen kalten, schmerzhaften Tod.
„Wir verlieren den östlichen Wachturm!“, brüllte einer von Wryus Kriegern. Er zeigte mit seinem Dolch in der rechten Hand auf ein helles Feuer, welches auf der anderen Seite des Flusses brannte. Was
dort zu Asche gemacht wurde war der östliche Turm des Yama Ni.
„Wryu, das hat keinen Sinn!“, brüllte ein weiterer Krieger und sah seinen Anführer an, „Wir sollten uns zurückziehen, die Verletzten heilen und den Stützpunkt am Fluss mit neuen Kräften einnehmen,
wenn wir soweit sind!“
Wryu antwortete nicht. Sein Blick schien starr auf einen fixierten Punkt gerichtet, was auch immer sich dort befand. Seine Pupillen hatten etwas ergriffen, etwas… Lebendes. Einen Krieger der Feinde.
Irgendeinen? Oder war es jemand besonderes? War es vielleicht gar kein Schattenkrieger?
„Arcroa! Was zur Hölle hast du hier verloren?“, brüllte Wryu und rannte auf die Brücke neben dem westlichen, noch stehenden, Wachturm zu, den sie soeben zurück erobert hatten. Blanke Wut stand ihm
groß und fett in sein Gesicht geschrieben, untermalt von Siegeswillen und Feuer. Der eben noch so kühle und nachdenkliche Anführer schien wie ausgewechselt.
„Spiel dich nicht auf, Wryu. Der Yama Ni gehört jetzt uns.“
